Das Projekt Digital Atlas of European Historiography since 1800 hat zum Ziel, ein frei zugängliches, webbasiertes historisch-geographisches Informationssystem zur europäischen Historiographiegeschichte aufzubauen. Dabei sollen für alle Staaten Europas die institutionellen Rahmenbedingungen für die Professionalisierung und Verwissenschaftlichung der Historiographie im 19. und 20. Jahrhundert dokumentiert werden. Das Projekt steht unter der Leitung von Prof. Dr. Lutz Raphael und wird im Rahmen seiner Leibniz-Forschungsgruppe und in Kooperation mit dem Servicezentrum eSciences an der Universität Trier durchgeführt. Es basiert auf den gesammelten und ausgewerteten Daten und erstellten historischen Karten eines DFG-Projektes im Rahmen des europäischen Projektverbundes Representations of the Past: The Writing of National Histories in Europe (NHIST), das einen gedruckten Atlas zur europäischen Historiographiegeschichte erstellt hat (Atlas of European Historiography. The Making of a Profession 1800–2005, hrg. v. Ilaria Porciani und Lutz Raphael, Basingstoke 2010 (Writing the Nation, Bd. 1)).
Dabei geht das digitale Projekt über die Möglichkeiten des gedruckten Werks hinaus und soll einen neuen, erweiterten Zugang zu den gesammelten Daten zu historischen Lehrstühlen und Professuren, Akademien und Forschungseinrichtungen, Museen, Archiven, Geschichtsvereine und Zeitschriften bieten und ermöglichen, die unterschiedlichen Chronologien und Institutionen der Geschichtswissenschaften in den europäischen Ländern im Zusammenhang vergleichend und in systematischer Weise aufzuarbeiten und kartographisch darzustellen. Die Daten liegen dafür in der virtuellen Forschungsumgebung FuD vor und werden für die kartographische Aufbereitung über eine GeoJSON-Schnittstelle in das auf OpenLayers3 basierende Geoinformationssystem übertragen. Der spätere Nutzer des digitalen Informationssystems kann sich dann die Daten auf dem im Projekt erstellten europäischen Grundkarten für die Zeitschnitte 1830, 1850, 1878, 1900, 1928, 1955, 1980, 2005 zusammenstellen, ansehen und auswerten. Es werden Möglichkeiten zum Export sowie zur statischen Auswertung angeboten, die das Material weiter visualisieren. Dabei wird das System aus virtueller Forschungsumgebung FuD und Geoinformationssystem so angelegt, dass es sowohl auf Seiten der Datenerhebung wie auch der kartographischen Umsetzung kollaborativ erweitert werden kann, so dass neue Daten sowie neues Kartenmaterial in das System ergänzt werden können.