Zwischen Räumen und Fronten. Algerische Migranten im lothringischen Grenzgebiet 1945 – 1962

Im Zentrum der Dissertation stehen Algerier, die sich während der Jahre 1945 bis 1962 innerhalb der beiden Departements Moselle und Meurthe-et-Moselle und dem Saarland aufhielten. Diese als lothringisches Grenzgebiet bezeichnete Region gehörte während des gesamten Untersuchungszeitraums zu den wichtigsten Anlaufgebieten algerischer Migranten, die die nordafrikanische Kolonie zumeist aus Armutsgründen verlassen hatten und auf Arbeitssuche waren.  Neben der Frage nach dem Wandel der Sozialstruktur der algerischen Migration befasst sich die Arbeit auch mit der politischen Geschichte der Algerier. Diese wurden durch die intensiven Aktivitäten algerischer Nationalisten vor Ort seit 1945 mit Fragen der (De-)Kolonisierung und ab 1954 auch mit dem algerischen Unabhängigkeitskrieg konfrontiert: Sie gerieten einerseits zwischen die Fronten der einander bekämpfenden algerischen Untergrundorganisationen FLN und MNA. Andererseits wurden Algerier im Laufe des Kriegs in bis dahin ungekannten Ausmaß zum Gegenstand ausgiebiger Polizeikontrollen und Repressionen sowie einer stigmatisierenden Medienberichterstattung. Die Arbeit verdeutlicht, dass der vielschichtige Kolonialkrieg auch an der ostfranzösischen Peripherie in all seinen Facetten präsent war. Anhand der Migration bzw. den Fluchten von Algeriern in die Bundesrepublik wird außerdem gezeigt, dass verschiedene Auswirkungen des Konflikts sich auch über die Grenzen des französischen Staatsgebiets hinaus erstreckten.